Sonntag, 9. November 2008

Märchen vom 31.Oktober 2008

Es lebte einst eine Katze zusammen mit einem alten Mann in einer kleinen Blockhütte mitten im Wald. Der alte Mann war eines schneeverwehten Wintermorgens hinaus gezogen, um im Wald Bäume zu fällen.

In den ersten Tagen seiner Abwesenheit wartete die Katze, wie sie es immer tat, im Fenster und hielt Ausschau nach dem alten Mann. In ihrem Herzen wusste die Katze irgendwann, dass er nicht zurückkommen würde und dennoch setzte sie sich jeden Tag auf das Fensterbrett und starrte in den schneebedeckten Wald. Viel Zeit verging und die wenigen Vorräte, die der alte Mann in den staubigen Schränken der kleinen Hütte eingelagert hatte waren bald verbraucht.

Der Katze brach das Herz, alleine und ohne etwas zu Essen in ihrem Gefängnis erstarben all ihre Hoffnungen. Sie lag nun oft zusammengerollt auf ihrem Platz und weinte im Schlaf.
Wenn sie sich ab und an vom Fensterbrett erhob, kratzte sie Holzsplitter und Stroh aus den wurmstichigen Möbeln, kaute auf ihnen herum und dachte dabei an glücklichere Tage, an denen der alte Mann seine Forellen mit ihr teilte, die er unweit der Hütte aus einen Bach fischte.

Eines Abends, als die Katze sich wieder in den Schlaf weinte, huschte eine Maus an der Hütte vorbei. Die Maus hörte das verzweifelte Schluchzen und hielt einen Moment inne. Die von Natur aus sehr ängstliche Maus fasste sich ein Herz und schlüpfte durch einen kleinen Spalt unter der Tür in das Innere der Hütte.

Als sie die Katze auf dem Fensterbrett sah, erschrak die Maus zunächst, dachte sie doch, dass die Katze ihr eine Falle gestellt hatte und es nun um sie geschehen sei.

Die Maus konnte sich vor Angst nicht bewegen, sie saß auf den morschen Dielen und wartete auf ihren sicheren Tod, doch nichts geschah. Als die Maus eine Weile auf dem Boden gesessen hatte und ihr bewusst wurde, dass sie keiner List zum Opfer gefallen war, kletterte sie zu der Katze auf das Fensterbrett und flüsterte:

Was ist der Grund für deine Traurigkeit Katze? Die Katze richtete ihren von Tränen verquollenen Blick auf die Maus. Ach! sagte sie, ich beweine, dass ich einsam und hilflos bin.

Ich lebte einst zusammen mit einem alten Mann hier in dieser Hütte, doch vor einiger Zeit ging er fort. Er ließ mich hier alleine zurück, wir lebten viele Jahre zusammen im Wald, ich fühle dass er nicht zurückkommen wird.

Komm mit mir sagte die Maus, ich will dein Freund sein, ich werde dich niemals verlassen. Ich kann nicht sagte die Katze, ich bin zu schwach, alles Essbare in diesem Haus ist lange fort. Ich kaue seit Tagen die Möbel an, der Türspalt ist zu klein für mich und der Kamin ist von innen vergittert. Kälte und Müdigkeit spüre ich schwer in meinen Knochen. Ich bin hier gefangen und werde hier bald sterben.

Ich werde bei dir bleiben sagte die Maus.

Warum möchtest du das für mich tun? Frage die Katze erschöpft, wir sind Feinde, wenn ich bei Kräften wäre, würde ich dich jagen, töten und fressen.

Niemand sollte alleine sein im Tod, erwiderte die Maus.

Die Katze sah die Maus eine Weile mit nachdenklicher Mine an. Danke hauchte die Katze fast unhörbar und schloss ihre Augen.

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