Donnerstag, 13. November 2008

Szene aus einem beliebigen Leben, während ich nachdenklich an meinem Kaffee nippte.

„Es ist vorbei!“
Leonie konnte mir bei diesen Worten nicht ins Gesicht sehen. Sie starrte statt dessen fortwährend ihre Schuhe an.

„Es tut mir Leid.“ folgte kurz darauf wie aus weiter Ferne. Ich versuchte ihr ins Gesicht zu sehen, doch ihre Augen blickten leer in die unergründlichen Tiefen ihres selbst.

Es schien mir alles so unbegreiflich, irgendwas hatte sich in ihr geändert und ich hatte es bis zu diesem Zeitpunkt nicht mitbekommen.
Erst jetzt, als sie für sich selbst alle Entscheidungen getroffen und Antworten für all ihre Fragen gefunden hatte, bekam ich die Ergebnisse dieser Veränderungen vorgesetzt.

Keines meiner Worte hätte in ihr irgend etwas verändern, oder zumindest bewegen können. Ich war Geschichte, ein Teil der schon zu ihrer Vergangenheit gehörte.

„Warum?“ fragte ich mit gebrochener Stimme. Eigentlich wollte ich es gar nicht wissen, ich brauchte nur einen Strohhalm, etwas dass mich ihre Entscheidung verstehen ließ.

„Vielleicht wegen all der Dinge, die niemals ausgesprochen wurden. Ich habe das Gefühl mit dir auf der Stelle zu treten, dass wir uns gegenseitig daran hindern uns weiter zu entwickeln. Ich sehe keine Zukunft für uns.“

Ich sagte nichts, wie hätte ich auch. Sie wirkte auf einmal viel selbstbewusster, viel bestimmter als ich es jemals zuvor an ihr habe feststellen können. Vermutlich trug sie diese Sätze schon eine ganze Zeit mit sich herum, hatte sie in ihr Tagebuch geschrieben und nun, da sie sich von mir distanziert hatte, servierte sie mir diese wie eine Rechnung. Und ich zahlte mit Tränen. Ich bezahlte noch monatelang diese Beziehung in Raten ab.

Aber nicht jetzt.
Jetzt war nicht die Situation, in der ich mir die Zeit hätte nehmen können, um kühl oder emotional distanziert alles angemessen zu bewerten.

Ich stand mit dem Rücken zur Wand und sie hatte mit ihrem Dolch wohl platziert zugestochen.

Ich konnte nichts mehr sagen, selbst ihr in die Augen zu sehen bereitete mir Unbehagen. Ich starrte aus dem Fenster in die wolkenverhangene Nacht.
Das weitere Gespräch entzog sich vollkommen meiner Wahrnehmung, erst als das Zuschlagen meiner Wohnungstür mich aus meiner Trance zurück in das Hier und Jetzt riss, überkam mich der Schmerz des Verlustes.

Über Fotografie

Fotografieren bedeutet die Zeit anzuhalten
und versuchen den Athem des Augenblicks festzuhalten.
Wenn einem das gelingt, kann man die Schönheit
aller Dinge sichtbar machen.

Klagelied einer Amsel (etwa vor einem Jahr entstanden)

Federlos zwitschernd,
ein Windstoß
und knisternd
löst sich der Halt
in des Baumes geäst.

Der erste Flug,
im Sturze
20 Meter
der Wurzel des Hauses
entgegen.

Ein Fiep, ein Knacks,
Wespen zerfressen
das Kind,
dass erst vor kurzem
von Dunkelheit umhüllt
den Boden liebkoste.

Kleine Sinnsprüche

Dinge, die man im Leben machen will,
muss man auch machen,
da man nie wissen kann,
wann es vielleicht zu spät dafür ist.
Manchmal muss man weggehen, um sich selbst zu finden.
Wer nur für andere Menschen lebt,
hat kein Leben.

Wer nur für sich selbst lebt,
hat kein Leben.

Irgendwo zwischen diesen Extremen
wird sich Leben in Ballance finden lassen.

Erkenntnis

Im laufe eines Lebens sollte jeder Mensch
zwei der wichtigsten Erkenntnisse
gemacht haben.

1. Alle Menschen leben auf dem selben Planeten.
2. Unsere Lenensdauer ist sehr kurz.

Das Wichtige an diesen Erkenntnissen
ist nicht sie zu erlangen, sondern
dass, was man aus ihnen macht.

Sonntag, 9. November 2008

Märchen vom 31.Oktober 2008

Es lebte einst eine Katze zusammen mit einem alten Mann in einer kleinen Blockhütte mitten im Wald. Der alte Mann war eines schneeverwehten Wintermorgens hinaus gezogen, um im Wald Bäume zu fällen.

In den ersten Tagen seiner Abwesenheit wartete die Katze, wie sie es immer tat, im Fenster und hielt Ausschau nach dem alten Mann. In ihrem Herzen wusste die Katze irgendwann, dass er nicht zurückkommen würde und dennoch setzte sie sich jeden Tag auf das Fensterbrett und starrte in den schneebedeckten Wald. Viel Zeit verging und die wenigen Vorräte, die der alte Mann in den staubigen Schränken der kleinen Hütte eingelagert hatte waren bald verbraucht.

Der Katze brach das Herz, alleine und ohne etwas zu Essen in ihrem Gefängnis erstarben all ihre Hoffnungen. Sie lag nun oft zusammengerollt auf ihrem Platz und weinte im Schlaf.
Wenn sie sich ab und an vom Fensterbrett erhob, kratzte sie Holzsplitter und Stroh aus den wurmstichigen Möbeln, kaute auf ihnen herum und dachte dabei an glücklichere Tage, an denen der alte Mann seine Forellen mit ihr teilte, die er unweit der Hütte aus einen Bach fischte.

Eines Abends, als die Katze sich wieder in den Schlaf weinte, huschte eine Maus an der Hütte vorbei. Die Maus hörte das verzweifelte Schluchzen und hielt einen Moment inne. Die von Natur aus sehr ängstliche Maus fasste sich ein Herz und schlüpfte durch einen kleinen Spalt unter der Tür in das Innere der Hütte.

Als sie die Katze auf dem Fensterbrett sah, erschrak die Maus zunächst, dachte sie doch, dass die Katze ihr eine Falle gestellt hatte und es nun um sie geschehen sei.

Die Maus konnte sich vor Angst nicht bewegen, sie saß auf den morschen Dielen und wartete auf ihren sicheren Tod, doch nichts geschah. Als die Maus eine Weile auf dem Boden gesessen hatte und ihr bewusst wurde, dass sie keiner List zum Opfer gefallen war, kletterte sie zu der Katze auf das Fensterbrett und flüsterte:

Was ist der Grund für deine Traurigkeit Katze? Die Katze richtete ihren von Tränen verquollenen Blick auf die Maus. Ach! sagte sie, ich beweine, dass ich einsam und hilflos bin.

Ich lebte einst zusammen mit einem alten Mann hier in dieser Hütte, doch vor einiger Zeit ging er fort. Er ließ mich hier alleine zurück, wir lebten viele Jahre zusammen im Wald, ich fühle dass er nicht zurückkommen wird.

Komm mit mir sagte die Maus, ich will dein Freund sein, ich werde dich niemals verlassen. Ich kann nicht sagte die Katze, ich bin zu schwach, alles Essbare in diesem Haus ist lange fort. Ich kaue seit Tagen die Möbel an, der Türspalt ist zu klein für mich und der Kamin ist von innen vergittert. Kälte und Müdigkeit spüre ich schwer in meinen Knochen. Ich bin hier gefangen und werde hier bald sterben.

Ich werde bei dir bleiben sagte die Maus.

Warum möchtest du das für mich tun? Frage die Katze erschöpft, wir sind Feinde, wenn ich bei Kräften wäre, würde ich dich jagen, töten und fressen.

Niemand sollte alleine sein im Tod, erwiderte die Maus.

Die Katze sah die Maus eine Weile mit nachdenklicher Mine an. Danke hauchte die Katze fast unhörbar und schloss ihre Augen.

Warum dieser Blog?

Mein Name ist Nils Große.
Ich bin 26 Jahre alt und werde vorraussichtlich in einem halben Jahr mein Studium der visuellen Kommunikation in Enschede abgeschlossen haben.

Zu diesem Zeitpunkt habe ich schon einige Ideen gehabt, was ich später sein könnte und was ich als Abschlussarbeit präsentieren will.

Habe aber nach mehrmaligem überlegen immer wieder meine Projekte überdacht, verändert oder verworfen.

Es gibt wenige Konstanten, die mir in meinem Leben bisher, Freude bereitet haben, da ich jemand bin, der vor allem Interesse am Experiment und dem Unbekannten hat. Neue Dinge, Techniken und Erfahrungen faszinieren mich.

Dieser Blog ist meiner Liebe zum geschriebenen Wort gewidmet. Ich schreibe schon etwa 10 Jahre immer wieder phasenweise Gedichte, Kurzgeschichten und andere Prosatexte. Es ist wie mit einem alten Freund, man hört lange nichts voneinander, aber wenn man sich wieder sieht, ist es, als wäre man nie getrennt gewesen, nur das man sich viel zu sagen hat.

Die Idee zu diesem Blog war sehr spontan aber meiner Meinung nach wichtig. Eine meiner Ideen für mein Abschlussprojekt war es, meine eigenen Texte als Grundlage für Illustrationen, Photos oder Animationsfilme zu benutzen.

Es erscheint mir wichtig zu sein einen eigenen Blog, für diese Texte anzulegen, da es arbeiten sind, die nichts mit meinen sonstigen Arbeiten für die AKI zu tun haben. Sie sind jedoch ebenso ein Teil von mir und ich sehe es gerne, wenn sie gelesen werden.